Erinnerungen an Robin Jäger
* 1. Mai 1993      + 25. November 2000

 
 

 
HOME
HERZENSWUNSCH
NACHDENKLICHES
ABSCHIED
GEDANKEN
OHNE DICH
PRESSE
ÜBERLEBEN
JEANNETTE
LINKS
MEDICOPTER
HUBSCHRAUBER
GÄSTEBUCH
KONTAKT - INFO

 
GELIEBT, GEHOFFT, GEGLAUBT - GEKÄMPFT -
UND DOCH VERLOREN
 
FÜRCHTE DICH NICHT,
DENN ICH HABE DICH ERLÖST;
ICH HABE DICH BEI DEINEM NAMEN GERUFEN;
DU BIST MEIN.
(Jesaja 43,1)
 

 
Vorahnungen
 
Diese Texte hatten wir für Robins Traueranzeige verwendet, wobei das Jesaja-Zitat Robins Taufspruch war. Als wir ihn zur Taufe aussuchten hatte er für uns eine ganz andere Bedeutung als heute. Hatten auch wir vielleicht schon eine Vorahnung?
 
Robin sagte als 4-jähriger immer ganz stolz er hätte 2 Mamas, nämlich seine Mama und seine geliebte Oma Christa, zu der er wirklich ein besonders enges Verhältnis hatte. Als er am 12. November zum letzten Mal von einem Besuch bei "seinem Ömchen Christchen" kam, sagte er im Auto zu Oma: "Huch, jetzt habe ich mich aber erschreckt, habe ich doch eben den Opa Rudi da laufen sehen." - Opa Rudi ist bereits im August 1997 im Alter von 57 Jahren verstorben.
 

 
Voller Terminplan
 
In der letzten Woche, die Robin bei uns verbringen durfte, machte er mir einen so vollen Terminplan wie noch nie zuvor. Von Kino, Zirkus über Mc Donalds, nichts durfte fehlen. Drei Termine an einem Nachmittag waren keine Seltenheit, zum krönenden Abschluss eines jeden solchen Tages durften seine geliebten Tortellini mit Schinken und Sahnesoße nicht fehlen. Gegen 21.00 Uhr schlief ich meistens völlig erschöpft auf dem Sofa ein und war am Ende meiner Kräfte. Robin wollte noch nicht schlafen gehen, obwohl am nächsten Tag Schule war, er musste auch schon wieder um 6.30 Uhr aufstehen, doch das störte ihn nicht. - Kann so ein Energiebündel krank sein, beziehungsweise knapp 1 Woche später schon tot? -
 

 
Liebe "auf Vorrat"
 
Am Freitag, den 17. November 2000, hatten wir Besuch von Tina aus Lettland. Wir lernten sie und ihren leider verstorbenen Mika, 1999 auf der Kinderkrebsstation kennen. Robin erzählte Tina ganz viel von seinem Traum, einmal Rettungshubschrauberpilot zu werden. Stolz zeigte er die Bilder von den Dreharbeiten zu Medicopter 117. Er war ganz anders als sonst, er redete ununterbrochen und war sehr aufgeschlossen, was wir von ihm gar nicht kannten, früher war er eher schüchtern und zurückhaltend. Außerdem küsste er mich ständig und beteuerte mir andauernd, wie sehr er mich doch liebte. - Heute denke ich, er wollte mir seine Liebe "auf Vorrat" schenken, damit ich es nie vergesse. -
Tina erzählte uns, das die "Teletubbies" jetzt (endlich?)auch nach Lettland übergeschwappt wären und dort der absolute Hit seien. Außerdem berichtete sie von den armen Kindern in lettischen Waisenhäusern, daraufhin passierte etwas ganz merkwürdiges. Robin ging zielstrebig alleine in sein Zimmer und holte seinen riesig großen, sprechenden "Teletubbie Tinkie-Winkie". Robin gab Tina sein Lieblingskuscheltier und sagte, sie solle es bitte den armen Kindern in Lettland mitnehmen.
 

 
Genug gelernt
 
Am Dienstag, den 21. November 2000, hatte Robin Fieber. Er konnte nicht zur Schule gehen und ich rief in der Uniklinik an um zu klären, was wir weiter unternehmen sollten. Er hatte keinen Hunger und leichte Kopfschmerzen. Wir nahmen an, es handelte sich um eine Erkältung. Robin war ziemlich erschöpft, doch er malte noch zwei Window-Color Bilder und hörte nicht eher auf, bis diese fertig waren. Ein Bild mit vielen Pinguinen darauf war für seine Schulklasse 1b, die Pinguin-Klasse und das andere Bild, ein Weihnachtsbild war für mich. Außerdem verzierte er sein Schönschreibheft, das er am Freitag neu bekommen hatte wunderschön, er wollte in der Schule doch ein "Sternchen" bekommen, unermüdlich saß er mit fast 40 C Fieber da um alles fertig zu bekommen. Am letzten Abend bei uns "nervte", wie er es immer ausdrückte, ich ihn wieder einmal doch noch mal Lesen zu üben. Beim Lesen tat er sich etwas schwer, er kannte zwar alle Buchstaben, doch die Wörter wollten nicht so recht rauskommen. Er nahm sein Heft las mir alles flüssig vor und sagte: "Gibst du jetzt endlich Ruhe?"
- Jeder Mensch ist nur solange auf der Erde, bis er genug gelernt hat. -
 

 
Der Abschied
 
An dem Abend des 25. November 2000 verabschiedete ich mich in Gedanken von Robin mit den Worten: "Ich lasse Dich jetzt gehen, wenn Du nicht mehr kannst." Zu Gott, oder wer auch immer für das Alles zuständig ist, sagte ich: "Du kannst meinen Sohn jetzt zu Dir nehmen." An diesem letzten Abend fuhren mein Mann und ich von der Uniklinik gegen 19.00 Uhr nach Hause. Wir waren beide den ganzen Tag schon sehr angespannt und gereizt. Auch wenn es mir keiner glauben mag, ich wusste als wir dort wegfuhren, das wir in dieser Nacht einen Anruf erhalten würden. Dieser Anruf kam auch gegen 23.00 Uhr, wir fuhren sofort los und waren kurz nach Mitternacht in Frankfurt. Robin hatte uns um 23.55 Uhr für immer verlassen. Er lag friedlich lächelnd dort, mir kam es so vor als ob er mir sagen wolle: "Ätsch, Mama, jetzt habe ich es euch allen gezeigt, das habe ich alleine geschafft!" Ich bin mir auch ganz sicher, dass Robin den Zeitpunkt seines Abschieds selbst gewählt hat. Er wollte mir den Anblick der vielen Schläuche und Kanülen ersparen, außerdem hat am 25. November seine Urgroßmutter, zu der er auch ein inniges Verhältnis hatte, Geburtstag. Er war auch nicht alleine, bei ihm war - Ironie des Schicksals? - sein Lieblingsarzt Herr Dr. S., Oberarzt der Kinderkrebsstation, der in dieser Nacht Dienst auf der Intensivstation hatte. Herr Dr. S. hatte Robin 1996 und 1999 bei seinen Leukämieerkrankungen aufgenommen und nun für immer entlassen.
 

 
Träume
 
Robins Oma Christa träumte in dieser Nacht, dass wir mit der ganzen Familie wandern waren. Robin und sein bester Freund Lars liefen weit voraus auf einen ganz hohen Berg. Oma Christa hörte Robin ständig "Mami, Mami!", rufen. In diesem Moment erwachte sie, weil ein Auto in ihren Hof fuhr, sie wusste sofort was geschehen war.
In dieser Nacht waren uns ganz viele Menschen sehr Nahe, einige träumten auch von Robin, wie sie mir später in Briefen mitteilten. Als ich Frau Schmid, Psychologin der "Hilfe für krebskranke Kinder", später davon erzählte sagte sie: "Ich habe auch noch etwas zu bieten. Samstagnacht gegen 23.00 Uhr ging es mir nicht gut und ich suchte verzweifelt eine bestimmte CD. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis ich sie endlich fand, dann hörte ich, bis Mitternacht immer wieder nur ein Lied der CD und musste ständig an sie und Robin denken. Das Lied war das Todesrequiem von Brahms."
"Gibt es Vorahnungen und eine höhere Macht?"
 

 
Robin am 11. November 2000
Robin, 11. November 2000

 
Robin als 4-jähriger im Kindergarten
Als 4-jähriger
im Kindergarten


 
Robin am 12. November 2000, bei Oma
12. November 2000,
letzte Aufnahme


 
Robin mit Freunden
Lars, Melanie und Robin

 
Robin im Euro-Disney, Paris
6. Geburtstag
im "Euro-Disney"


 
Pinguinklasse 1b bei der Schulolympiade
Pinguinklasse 1b,
bei der Schulolympiade


 
Robin mit seinem Papi, Einschulungsfeier August 2000
Einschulungsfeier, mit Papi

 
Während Chemo, 1999 bei Oma Christa
Während Chemo, 1999
bei Oma Christa


 
Schönschreibheft mit Klassenpinguin Pingu. Papa schwimmt, Mama schaut zu. Immer wieder strahlende Sonnen
Robins Schönschreibheft

 
Zum Abschied haben wir ganz viele Luftballons zu Robin geschickt
Gasgefüllte Luftballons
fliegen zu Robin


 
Blumen, Hubschrauber und die geliebten Tortellini
Hubschrauber und Tortellini


 
Von seinen Freunden zum Abschied
Wir vermissen Dich so sehr!

 
Immmer wieder Hubschrauber
Immmer wieder Hubschrauber

 
Zum Seitenanfang

 
© 2002 Silvia Jäger