Erinnerungen an Robin Jäger
* 1. Mai 1993      + 25. November 2000

 
 

 
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Ein Gedicht von Deinem Papi
 
Wenn braune Augen müde werden.
der Kampf des Lebens ist vorbei.
Die Liebe zu Dir wird nie sterben,
auch wenn Andere denken, es ist Allerlei.
 
Mit Dir Dein Leben gehen zu dürfen,
war für uns ein großes Glück.
Du konntest Gegenliebe tiefausschürfen,
und Deine uns gegebene Liebe bleibt zurück.
 
Kein Kampf zu schwer, keine Müh zu groß.
Immer den Anderen Mut gemacht.
Der Tod von Dir, das war der Stoß
Der uns mit großer Traurigkeit bedacht.
 
Es bleiben für uns die Erinnerungen,
an eine schöne, schöne Zeit mit Dir.
Unserer Seele bist Du nicht weggesprungen;
Denn Dein Vermächtnis, das bleibt hier.
 
Kämpf bis zum Schluß, gib niemals auf,
denn ein Anderer bestimmt Deines Lebens Lauf.
Sei froh und glücklich,
gib mit kleinen Dingen Dich zufrieden
und Du wirst sehen,
die Deinen schauen zu Dir auf.
 

 
Robins Schicksal - aus Papas Sicht:
 
Alles begann am Donnerstag, den 11.04.96
 
Robin war schon 3 Wochen grippig, Fieber, schlecht drauf, er hatte einen ganze dicken Bauch, war ganz schwach, und hatte zudem überall blaue Flecken. Seine Körperfarbe war mehr weiß als hautfarben. Wir hatten keine Ruhe, auch nach Konsultierung von 3 niedergelassenen Ärzten, die uns immer wieder bescheinigten, das Robin einen grippalen Infekt mit Durchfall habe. Also ab in die Kinderklinik nach Höchst. Wie immer "sehr freundliche Aufnahme" und wieder einmal nur das Wort Privatpatient öffnete die Tore. Robin wird aufgenommen und kann sich wenigstens einmal in ein Bett legen, er ist so schwach. Ich muß natürlich erst mal einen Aufnahmebogen ausfüllen. Robin bekommt Blut abgenommen, ich sehe das der Spritzeninhalt eine klare Flüssigkeit ist, von Blut keine Spur. Ich bekomme ein beklemmendes Gefühl im Magen und mein Hals wird ganz trocken. Ich habe die Vermutung, da kommt nichts Gutes auf uns zu.
 

 
"Nichts Gutes"
 
Silvia und ich werden in das Arztzimmer gerufen. Auf dem Weg dorthin, teilt uns der Oberarzt im "Gang" ganz lapidar mit, ihr Sohn hat Leukämie, wir können ihn hier nicht behandeln, er wird in die Uni Frankfurt auf die Kinderkrebsstation verlegt. Der Rettungswagen ist schon bestellt. Ein Transport im eigenen PKW ist viel zu gefährlich. Zuerst glaube ich, ich habe mich verhört, aber dann kommt die Wirklichkeit gnadenlos auf uns zu. Silvia schreit, weint, zittert, klammert sich an mich und ist dem Nervenzusammenbruch nahe. In mir selbst wird auf einen Schlag alles leer, der Boden wird mir unter den Füßen weggezogen. Das kann nicht sein, warum Robin, warum wir? Ich versuche nach außen hin Fassung zu wahren und Silvia einigermaßen zu beruhigen. Dieser Oberarzt hatte die Feinfühligkeit einer Planierraupe. Wir müssen beide zu Robin, der ja in dem Krankenhausbett liegt und nicht weiß das er todkrank ist und wir beide wissen auch gar nichts mehr. Wie lange lebt unser geliebter Sohn noch? Stirbt unser Kind noch heute, oder gibt es doch eine Chance auf Heilung, gibt es Hoffnung für Robin? Es beschleicht mich ein Gefühl als ob man dir die Därme rausreißt und ein Gefühl der Hilflosigkeit, Ohnmächtigkeit. Wir lieben unseren Robin und er uns und er vertraut seinen Eltern, die jetzt tatenlos zusehen müssen wie er stirbt. Vor unserem Kind dürfen wir in der momentanen Situation nicht einmal weinen und unseren Gefühlen freien Lauf lassen. Wir müssen "Stark sein", obwohl wir das im Moment überhaupt nicht sind, das ist unmenschlich.
 

 
Uniklinik - Rettungsanker
 
Der Rettungswagen kommt, Robin wird auf eine Sonderliege, die alle Erschütterungen auffängt gelegt und in die Uniklinik gefahren. Silvia fährt im Rettungswagen bei Robin mit und ich sitze vorne im Rettungswagen. Der Fahrer ist sehr einfühlsam und redet mir gut zu. Wir kommen in der Kinderkrebsstation an und Robin wird untersucht und wird dann in ein Einzelzimmer gelegt. Er bekommt jede Menge Infusionen, dazu wird an seinen Armen, Händen und Füßen, Braunülen gesetzt. Jede Menge elektronische Geräte werden an ihm angeschlossen. Wie Robin so daliegt, sieht das ganze Szenario furchterregend aus, ich bekomme wahnsinnige Angst. Schwester Monika kümmert sich rührend um Robin und auch um uns. Der Oberarzt Dr. Sörensen erklärt uns den Ablauf der Behandlung und macht uns Mut und Hoffnung. Robin hat eine ALL - Akute Lymphatische Leukämie, Heilungschance 80%. Wir sind fest davon überzeugt, das Robin zu diesen 80% gehören wird. In einem Einzel-Gespräch sagt mir Dr. Sörensen, Robin wird gesund. Das ist für mich der Rettungsanker, diesem Mann vertraue ich, obwohl ich ihn gar nicht kenne.
 

 
"Krebs gleich Tod?"
 
Wir wissen allerdings nicht welche Qualen auf unseren Robin und auch auf uns in den nächsten Jahren zukommen werden. Gegen Abend fahre ich mit dem Taxi in die Höchster Kinderklinik und hole mein Auto, ich fahre nach Hause um Sachen für meine beiden Lieben, Robin und Silvia, zu holen. In mir ist alles leer, um mich herum versinkt alles. Fragen über Fragen gehen mir durch den Kopf, leider keine Antworten. Zuhause dann bin ich der Überbringer dieser Hiobsbotschaft, Natascha und Jeannette heulen wie die Schloßhunde und können gar nichts begreifen, für sie ist Krebs gleich Tod. Oma Christa, Opa Rudi und meine Eltern sind wie vom Donner gerührt und alle weinen. Ich muß zurück in die Uni um Robin und Silvia, ein paar Klamotten und einige Lebensmittel zu bringen. Der Weg zurück in die Uni wird zu einer Katastrophenfahrt, auch ich weine jetzt hemmungslos und sehe fast die Strasse nicht mehr, aber ich komme gut an und kann zu Robin und Silvia. Was soll ich Silvia sagen? Ist alles nicht so schlimm, wird schon wieder, wir schaffen das. Alles dummes Zeug. Wir wissen nicht was auf uns alle zukommt, ich weiß nur, das ich alles in meiner Macht stehende daran setzen werde, damit Robin gesund wird und ich ihm helfen kann. Silvia scheint im Moment doch etwas gefasster zu sein und ich fühle das sie kämpfen will. Wo nimmt diese Frau die Kraft her, ist es nicht schon schlimm genug, das Opa Rudi (Silvias Papa) schwer herzkrank ist und nur eine Herztransplantation ihm helfen kann. Muß jetzt auch noch unser Sohn, der Ausdruck unserer Liebe, dem Tode geweiht sein? Die Ärzte werden unser Kind quälen, mit Gift voll pumpen und wir werden das alles auch noch mitmachen. Silvia muß sehr oft Robin gegen seinen Willen Medikamente verabreichen, das tut Ihr sehr weh. Sie wächst an dieser Aufgabe unseren Robin zu heilen über sich hinaus und ich kann ihr nur als Seelentröster und Zuhörer zur Seite stehen und helfen.
 

 
Kampf gegen den Krebs
 
Der Kampf gegen den Krebs beginnt und Robin lernt im Laufe der Zeit mit seiner Krankheit zu leben, er wird sehr feinfühlig und bekommt jetzt schon ein untrügliches Gespür für die wichtigen Dinge des Lebens. Natürlich freut er sich wahnsinnig über Spielsachen und Unternehmungen die wir mit ihm machen, aber er achtet ganz bewußt auf seine Umwelt, ihm ist ein schöner Sonnentag sehr wichtig, er erfreut sich an der Natur und an den Tieren und er registriert sehr genau ob die Menschen ihm echte Liebe und Zuneigung entgegen bringen oder ob es nur aufgesetzt ist. Oma Christa´s Hund Chicco wird ein ganz enger Freund von Robin. Unser Nachbar Jürgen erkrankt in der gleichen Zeit an Krebs und Robin freundet sich auch mit ihm, der eigentlich von seiner Art her ein Kauz ist, an. Ich glaube die beiden sind in ihrer kurzen gemeinsamen Lebenszeit richtige Freunde geworden und auch Jürgens Hund ein kleiner Rauhhaardackel namens Zuro, wird ein Freund von Robin. Die Zeit in der Robin zur Behandlung mit Chemotherapie mit Silvia in die Uniklinik muß, ist immer sehr, sehr hart für alle. Es gibt keine Sonderbehandlung in der Klinik, meine beiden Lieben werden oft wie Tiere mit anderen Menschen in Zimmer eingepfercht und müssen viele Ungerechtigkeiten über sich ergehen lassen. Ich habe oft bei den Ärzten über diese menschenverachtende Unterbringung aufgemuckt, allerdings ohne Erfolg - ich solle doch froh sein das meinem Sohn überhaupt geholfen werde und auf eine Station auf der Todkranke behandelt werden, gibt es keine Sonderbehandlungen. Auf meine Fragen wie es denn angehen soll, das Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, verschiedener Religionen, sozial unterschiedlichster Stellungen und Auffassungen von Hygiene auf engstem Raum miteinander leben sollen, habe ich bis heute noch keine Antwort bekommen. Die medizinische Versorgung in der Uni Frankfurt war in Ordnung, aber der Umgang mit den Menschen war sehr, sehr oft menschenverachtend. Es galt daher die Devise, hilf dir selbst sonst hilft dir niemand. So lernten wir dann auch die Ellenbogen auszufahren um für Robin das Bestmögliche zu erreichen. Wenn Robin dann wieder zuhause war genoß er diese Zeit grenzenlos. Sein Zuhause war so glaube ich für Robin seine Insel auf der er sich unheimlich wohl fühlte und wo er sicher war. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben.
 

 
Freunde in der Not
 
Zu unseren Freunden, Verwandten und Bekannten ist der Umgang miteinander teilweise sehr, sehr kühl geworden. Man meidet uns wie die Pest, auf der Straße wird der Bürgersteig gewechselt, wenn wir kommen. Man will so keinen richtigen Kontakt mehr mit uns haben. Ich kriege in dieser Zeit eine unbändige Wut. Ich kann Mitleid und Heuchelei nicht ertragen. Aber Gott sei Dank waren nicht alle so, aber der alte Spruch von den Freunden in der Not hat sich bei uns voll und ganz bewahrheitet. Silvia konnte diese Verhaltensweise überhaupt nicht verstehen und war darüber sehr traurig. Um diesem Ganzen ein Ende zu setzen mussten wir wieder selbst die Initiative ergreifen und sind dann auf die Leute direkt zugegangen. Wir haben somit wieder unsere ganze beschissene Situation erklärt und an den Pranger gestellt. Menschlicher Umgang, Achtung der Gefühle der Anderen sind scheinbar in unserer heutigen Zeit nicht mehr gefragt.
 
Neu-Anspach im Februar 2002
Reinhold Jäger
 

 
Robin mit seinem Papi
Robin mit seinem Papi,
nach Gondelfahrt


 
Jeannette, Robin, Silvia und Natascha
Mit Schwestern und Mami
in Österreich


 
Robin sehr nachdenklich
Mai 1999, Sehr nachdenklich:
"Was kommt da auf mich zu?"


 
Oma und Robin
Beim Wandern mit Oma
im Juni 1999


 
August 2000 Einschulungsfeier mit Papa
Einschulungsfeier mit Papi
im August 2000


 
Mai 1996, kurz nach Diagnosestellung
Vollgepumpt mit Cortison,
im Mai 1996


 
In der Badewanne, Januar 1998
"Abtauchen" - Januar 1998

 
Der Clown, Juni 1996
"Robi immer gut drauf" -
hier als Clown, Juni 1996


 
Familienfoto am 1. Mai 1997
Mit Opa, Uromas und
Onkel am 4. Geburtstag


 
Bei Oma Irene im Dezember 1999
Endlich Schnee
im Dezember 1999


 
 Kurz nach Diagnosestellung, April 1996
Hilft Mama beim
"Ausmessen", April 1996


 
Im Juli 1997
Gesund? -
"Mir geht es gut!"


 
In der ev. Kirche 21.12.97
Schüchtern,
neben Sarah in der Kirche


 
25. November 1997
An Uromis 80. Geburtstag

 
9. Dezember 1999
Dezember 1999 mit Lucky

 
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© 2002 Silvia Jäger